Haut- und Kiemenwürmer bei Koi erkennen und behandeln

Teichbau, Koi und Garten

Haut- und Kiemenwürmer bei Koi erkennen und behandeln

In diesem Beitrag geht es um Wurmbefall bei Koi. Wie in unserem Beitrag „Parasiten- und Gesundheitscheck bei Koi“ bereits erwähnt, ist auch ein gut gepflegter Koiteich niemals vollkommen steril, weil er der Natur ausgesetzt ist. Im Folgenden erklären wir, woran man einen Wurmbefall bei Koi erkennen kann, wie er sicher diagnostiziert wird und letztendlich auch die Behandlung eines sichergestellten Wurmbefalls bei Koi.

Hautwürmer und Kiemenwürmer im Koiteich

Die hauptsächlichen Vertreter der Hautwürmer im Koiteich sind Gyrodactylus, welche zu den Hakensaugwürmern gehören. Diese Würmer sind hauptsächlich auf der Haut der Koi zu finden, in den Kiemen findet man sie nur sehr selten.

Die Hautwürmer sind, im Gegensatz zu den Kiemenwürmern, lebendgebärend. Darüber hinaus sind sie Zwitter, was bedeutet, dass sich nicht ein Weibchen und ein Männchen treffen müssen um die Fortpflanzung zu sichern. Durch diese beiden Gegebenheiten können sie sich unheimlich schnell vermehren. In einem Muttertier befindet sich meistens bereits eine vollständig entwickelte Larve. In dieser befindet sich wieder eine Larve und in dieser noch eine vierte. Der Fachbegriff dafür heißt, dass diese Würmer mehrfach redundat sind. Das heißt, wird eine Larve geboren, kann sie bereits eine weitere gebären und nach erfolgter Befruchtung nochmal vier neue Larven bilden. Am schnellsten vermehren sie sich übrigens bei Temperaturen zwischen 8°C und 12°C. Hier ein Bild eines Hautwurms mit Larve im inneren. Hier ein Bild von einem Hautwurm unter dem Mikroskop:

Bei den Kiemenwürmern handelt es sich um Dactylogyrus, welche ebenfalls zur Gattung der Hakensaugwürmer gehören. Beide sind sogar miteinander Verwandt. Kiemenwürmer sind ganz einfach an den vier Augenpunkten zu erkennen.

Diese Kiemenwürmer können sich an gesunden Kiemen nur schlecht festhalten, weswegen man hier nur wenige Exemplare in den Abstrichen findet. An vorgeschädigten bzw. verschleimten Kiemen sind die Bedingungen für Kiemenwürmer deutlich besser. Sind die Fische dazu auch noch geschwächt werden die Kiemen nahezu überrannt.

Mit den Haken am hinteren Ende des Körpers halten sie sich hauptsächlich an den Kiemen der Koi fest und ernähren sich dort von Kiemenpartikeln und Blut. Bei einem starken Befall findet man sie durchaus auch mal auf der Haut der Fische. Sie legen Eier um sich zu vermehren und sterben nach der Eiablage. Wenn die geschlüpften Larven nicht innerhalb von ca. 24h einen Wirt finden, sterben sie ebenfalls. Bei geringem Befall leiden in der Regel nur Jungfische unter Symptomen. Bei Extremem Befall können aber sogar große Koi daran sterben. Nun ein Bild vom Kiemenwurm. Schön zu erkennen an den vier Augenpunkten. Hier ein Bild von einem Kiemenwurm unter dem Mikroskop:

Hier noch ein Übersichtsbild (von links nach rechts) von einem Hautwurm, einem Kiemenwurm und einem massiven Wurmbefall im Ausstrich:

Die Infektion Erfolgt bei beiden Würmern meist über Neubesatz mit infizierten Fischen oder über das Einsetzen neuer Pflanzen aus anderen Teichen mit Fischbesatz. Aber auch über Frösche, Molche, badende Vögel oder den Fischreiher können Würmer von Teich zu Teich getragen werden.

Diese Würmer ernähren sich von Schleimhautzellen bzw. Kiemenpartikeln und auch von Blut. Krankheitsüberträger sind diese Würmer in der Regel nicht. Ein paar dieser Parasiten auf den Koi zu finden ist völlig normal und bedarf keiner Behandlung. Sind es aber zu viele fühlt sich der Koi irgendwann gestört und beginnt Symptome zu entwickeln, z.B. wenn es anfängt ihn zu jucken.

Wie erkenne ich einen Befall – Symptome

Ein guter Koihalter kennt seine Koi und deren normale Verhaltensweisen. Das ist eine wichtige Voraussetzung um abweichendes oder sich änderndes Verhalten überhaupt zu erkennen. Hier einige typische Anzeichen, die für einen Wurmbefall sprechen können (aber nicht zwingend müssen):

  • scheuern der Koi auf dem Teichgrund oder an Gegenständen im Teich
  • häufiges Springen der Koi über die Wasseroberfläche
  • Plötzliches sehr schnelles Schwimmen der Koi durch den Teich (durchs Wasser schießen)
  • Fressunlust bzw. Appetitlosigkeit
  • Apathisches lustloses Hängen auf dem Teichgrund
  • Schwimmen mit geöffnetem Kiemendeckel und schnelle Atmung

Diagnose von Hautwürmern und/oder Kiemenwürmern

Die oben genannten Symptome sind lediglich Hinweise auf ein mögliches Vorliegen eines Wurmbefalls. Eine sichere Diagnose kann nur durch die Untersuchung von Haut- und Kiemenabstrichen gestellt werden. Die Abstriche müssen natürlich mikroskopisch untersucht werden, wobei hier sowohl Kenntnisse im Mikroskopieren als auch in der Bestimmung und Interpretation des unter dem Mikroskop Gesehenen vorhanden sein sollten. Die sicherste Diagnose stellt natürlich ein Tierarzt, den man auch zwingend hinzuziehen sollte, wenn man sich nicht 100%ig sicher ist. Im Folgenden erklären wir wie man Abstriche nimmt, denn ohne Abstrich ist keine Diagnose möglich.

Haut- und Kiemenabstriche vom Koi nehmen

Die Abstriche lassen sich am einfachsten und sichersten nehmen wenn der Fisch betäubt ist. Wer sich das nicht zutraut sollte unbedingt einen Koi-Tierarzt dazu holen! Nicht völlig ahnungslos damit anfangen! Man kann beim versucht den Tieren zu helfen auch erheblichen Schaden anrichten!

Für einen Hautabstrich nimmt man einen Objektträger zur Hand und fährt mit diesem mit leichtem Druck im 45° Winkel auf der Haut des Koi von den Kiemendeckeln angefangen bis zum Schwanzflossenansatz entlang. Am besten auf beiden Seiten des Koi. Dazu noch einmal am Bauch des Koi von zwischen den Brustflossen bis zum After. Wichtig ist hier, dass Teile der Schleimhaut auf dem Objektträger haften bleiben. Für den Kiemenabstrich muss mit der Hand ein Kiemendeckel vorsichtig geöffnet werden und man fährt mit der schmalen Seite eines Objektträgers unter ganz leichtem Druck auf den Kiemenlamellen entlang. Hierbei schön vorsichtig sein, denn eine starke Verletzung der Kiemen kann unter Umständen lebensbedrohlich für den Koi sein!

Wie bereits erwähnt, dann lieber Finger weg wenn man keine Ahnung hat bzw. sich das nicht zutraut! Am besten hat man sowas vorher schonmal gesehen oder in einem Seminar selbst durchgeführt. Wie man dabei vorgehen kann und wie man sich Ahnung aneignen kann, haben wir ausführlich in unserem Artikel „Koigesundheit – Parasitencheck“ dargestellt. In dem Artikel findet ihr auch unser verwendetes Equipment, vom Mikroskop über die Kescher, bis hin zur Literatur.

Untersuchung der Abstriche unter dem Mikroskop und Auswertung

Nun nimmt man ein Deckgläschen und zieht damit die gewonnene Probe in die Mitte des Objektträgers und legt das Deckgläschen darauf und drückt es leicht an. Es sollte etwas von der Schleimhautprobe unter dem Deckgläschen hervor quillen. Da die Würmer, im Gegensatz zu den einzelligen Parasiten, recht „groß“ sind werden sie meist unter den Deckgläschen zerdrückt und sind dann nicht mehr oder nur sehr schwer auffindbar. Man sucht also nicht direkt unter dem Deckgläschen sondern in dem Bereich der zuvor unter den Deckgläschen hervor gequollen kam. Dort ist genug Platz für die Würmer um sich zu bewegen. Wie das aussieht, siehst du in den folgenden Videos. Hier ein Video vom Hautwurm – Gyrodactylus:

Und hier ein Video von einem Kiemenwurm – Dactylogyrus:

Wir nutzen übrigens erfolgreich dieses Mikroskop*(Werbung) für unsere Untersuchungen.

Behandlung der Koi

Falls Du nun einen Wurm gefunden hast, gilt noch etwas zu beachten! Es ist absolut normal geringfügige Mengen an  Parasiten und damit auch Würmern auf den Koi zu finden. Fast jeder Koi hat welche. Entscheidend ist die Menge der Parasiten die im Abstrich gefunden werden und ob der Koi Symptome zeigt!

Wenn man im Abstrich mehr als 10 – 15 Würmer findet, sollten die Fische gegen Würmer behandelt werden. Es gibt mittlerweile gute Kombi-Präparate die Wirksam gegen die meisten Würmer gleichzeitig sind z. B. Lernex*(Werbung). Aber Vorsicht! Bei falscher Handhabung der Mittel kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen, die die Teichbesitzer dann abtun mit den Worten “Tja dieses Mittel hat bei meinen Koi nicht gewirkt, anscheinend sind die Würmer resistent.“ Und auf keinen Fall ohne sichere Diagnose einfach auf Verdacht derartige Mittel in den Teich geben!!!

Leider sind immer häufiger Resistenzen der Würmer zu erkennen. Also man behandelt seinen Teich, aber statt das die Würmer sterben, leben sie fröhlich weiter und vermehren sich.

Der Grund dafür sind schlicht und einfach Behandlungsfehler des Teichbesitzers! Und zwar IMMER! Es werden über Jahre hinweg immer die gleichen Mittel verwendet und die Würmer tun nur das was jedes andere Lebewesen ebenfalls tut. Sie kämpfen ums Überleben! Und so wie immer mehr Bakterien in unserem Umfeld resistent gegen Antibiotika werden, so werden eben auch die Würmer resistent gegen die Wurmmittel. Aber wie kann es zu Resistenzen kommen, wenn die Mittel doch eigentlich wirksam sind? Auf dem selben Weg, wie die Resistenzen bei Antibiotika entstehen, durch Behandlungsfehler der Teichbesitzer! Und zwar ausschließlich dadurch!

Die Behandlungen werden nicht in der richtigen Dosierung, nicht in der richtigen Zeit und nicht auf die richtige Art und Weise durchgeführt. Der erste grundsätzliche Fehler ist schon mal sich, über die Behandlung von Würmern bei Koi, in Internet-Foren beraten zu lassen. In vielen Foren etc. haben dann fünf Leute sieben Meinungen und durchgeführt wird die Behandlung dann meist auch noch falsch. Häufig wird behauptet, dass die Behandlung von Gyrodactylus nur ein mal gemacht werden muss, da diese Würmer lebendgebärend sind und man die Embryos gleich mit tötet. Das Problem ist aber, dass es reicht, wenn nur ein einziger Wurm überlebt der sich dann wieder selbst befruchten und vermehren kann. Ruck-zuck ist der Wurmbefall wieder da. Deswegen sollte man auch hier zwei Behandlungen durchführen um, im besten Fall, alle Würmer zu erledigen.

Das nächste Problem ist, dass die meisten Mittel nicht für kalte Wassertemperaturen entwickelt wurden (fast egal um welches Produkt oder um welchen Wirkstoff es dabei geht). Sondern eher für Warmblütige Tiere, und diese Mittel eigentlich Oral (also durch das Maul) zugeführt werden. In unserem Fall hier behandeln wir aber das Wasser und dazu vermehren sich die Würmer wie wir nun Wissen am besten bei 8°C – 12°C. Wenn wir nun also im Herbst unterhalb der genannten Temperaturen den Befall feststellen, können wir die Fische (bzw. den Teich) nicht behandeln! Es sei denn wir heizen den Teich für den Zeitraum der Behandlung auf bestenfalls über 14°C auf. Tun wir dies nicht und behandeln den Teich trotzdem, weil wir die Fische nicht mit dem Wurmbefall in die Winterruhe schicken wollen, tun wir das beste um den Würmern die Bildung von Resistenzen zu ermöglichen. Denn die Wurmmittel wirken bei diesen kalten Temperaturen bei weitem nicht so wie sie es im Warmen Blut anderer Tiere tun würden (oder eben im warmen Teich). Wenn wir also den Teich nicht aufheizen können, dann MÜSSEN wir bis zum Frühjahr warten!

Eine Alternative dazu die Koi mit Ihren Würmern in die Winterruhe zu schicken ist, sich an einen Fischtierarzt zu wenden. Die können meistens durch Tipps helfen oder haben noch das eine oder andere verschreibungspflichtige Mittel zur Hand, welches auch im Kalten Wasser funktioniert. Diese Tierärzte haben die Erfahrungen schon an vielen Teichen sammeln dürfen und können so auch bei der Behandlung und Dosierung der Mittel im Sommer behilflich sein. Denn nicht immer ist die Packungsbeilage der richtige Ratgeber.

Fazit

Erst einmal müssen wir bei Symptomen der Koi feststellen ob und welche Würmer unsere Lieblinge haben. Dann gilt, wenn es nur vereinzelte sind, muss zumindest in diese Richtung erst mal nichts unternommen werden. Die Koi kommen damit gut zurecht. Jetzt sollte man beginnen nach anderen Gründen für die eventuell vorhandenen Symptome zu suchen.

Die Behandlung eines Wurmbefalls im Koiteich ist keine einfache Sache und sollte ohne die nötige Erfahrung nicht durchgeführt werden. Und schon mal gar nicht wenn man vorher in diversen Internet-Foren um Rat gefragt hat. Hier bekommt man meist Falsche Ratschläge die die Koi dann nicht von ihren Würmern befreien und darüber hinaus auch noch Resistenzen fördern. So haben wir im Frühjahr/Sommer dann wundervoll resistente Würmer die in schallendes Gelächter ausbrechen wenn wir wieder mit dem selben Mittel wie im Herbst versuchen sie zu bekämpfen.

Der beste und sicherste Weg ist immer die Behandlung in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt zu machen. Denn der hat die Erfahrung und das Wissen was nötig ist um zum einen das richtige Mittel und die passende Dosierung zu verordnen. Darüber hinaus hat ein Tierarzt auch die Möglichkeit unseren Koi ein Mittel zu verordnen gegen das wir sie noch nicht resistent gemacht haben.

 

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