Koigesundheit – Gesundheits- und Parasitencheck
Fast jeder Koihalter wird im Laufe der Jahre früher oder später auch einmal Probleme mit Parasiten in seinem Koiteich bekommen. Auch wenn in Foren oder Facebook-Gruppen im Internet oftmals so getan wird, als wenn ein guter Koihalter niemals Parasiten in seinen Koiteich bekommen könnte, da die Fische dann ein gutes Immunsystem haben und das Wasser top gepflegt ist. Ganz so ist dem leider nicht. Selbstverständlich fördert ein sauberes Wasser mit guten Wasserwerten das Immunsystem der Fische und macht es Parasiten schwerer, sicher vor Parasiten ist aber auch der beste Koiteich leider nicht. Parasiten können nämlich auch ohne Veränderungen am System wie Neuzugänge von Fischen oder Pflanzen in den Teich eingetragen werden. Dies geschieht oftmals durch im Teich badende Vögel, Vogelkot oder den Fischreiher. Auf solche Art und Weise haben sogar schon viele Teichbesitzer plötzlich neue Fischarten in ihrem Teich vorgefunden, die sie niemals besessen oder eingesetzt haben. Bei uns kam vermutlich auf diese Art und Weise ein einzelnes Moderlieschen in unseren ersten Teich.
Wann, wie oft und warum sollte ein Parasitencheck durchgeführt werden?
Es gibt Empfehlungen, die besagen, dass man einmal jährlich zum Herbst, bevor es in die kritische Winterzeit geht oder zum Frühling, wenn die Fische ggf. etwas geschwächt aus dem Winter kommen und somit die beste Zeit für die Parasitenvermehrung ist, einen Parasitencheck durchführen sollte.
Ob man das wirklich jährlich macht, oder von den jeweiligen Bedingungen und Verhaltensauffälligkeiten seiner Fische abhängig macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir persönlich würden nicht unbedingt einmal jährlich mehrere Fische fangen um sie zu untersuchen, wenn sie absolut verhaltensunauffällig sind und auch optisch ein einwandfreies und gesundes Haut- und Schuppenbild zeigen.
Sollten jedoch einzelne oder sogar mehrere Koi verhaltensauffällig werden, also z. B. schlecht fressen, apathisch am Boden liegen, sich scheuern und kratzen oder Hautauffälligkeiten wie Rötungen, Wunden oder Verschleimungen zeigen, dann sollte man definitiv entweder selber einen Parasitencheck durchführen (wenn man weiß was dabei zu tun ist und sich das auch wirklich zutraut) oder einen Tierarzt konsultieren, der sich mit Koi auskennt.
Vorgehensweise bei der Durchführung des Parasitenchecks
Um entsprechende Abstriche von einem oder mehreren Koi zu nehmen, sollten zuerst eine Koiwanne oder ein Hälterungsbecken mit Teichwasser befüllt bereit stehen. Wir verwenden dieses Becken*(Werbung). Dann wird noch ein der Koigröße entsprechend großer Kescher und ein Umsetzschlauch zum fangen und umsetzen des Koi benötigt. Da wir schon ausgewachsene Koi mit teilweise bis zu 80 cm Größe besitzen, haben wir diesen Kescher*(Werbung) und diesen Umsetzschlauch*(Werbung) in Verwendung. Um lediglich einen Hautabstrich zu nehmen ist bei geübter Hand und etwas Erfahrung nicht zwingend ein Betäubungsmittel nötig, für das Nehmen von Kiemenabstrichen aber auf jeden Fall.
Um Abstriche von betäubten Koi zu nehmen brauchen wir noch eine Ablage auf der wir sie behandeln können. Der Gartentisch eignet sich schon gut dafür. Natürlich möchte man nicht den Fischschleim auf dem Tisch verteilen an dem man an gemütlichen Grillabenden isst. Also muss eine Unterlage auf den Tisch. Hier nach Möglichkeit kein Handtuch oder ähnliches verwenden sondern eine Plastiktüte oder bei größeren Fischen geht auch einen Müllsack. Auch ein Reststück Teichfolie oder eine Gummimatte tun hier ihren Dienst. Hauptsache die Oberfläche ist glatt. Dies hat den Vorteil, dass man wenn man den Koi auf eine Plastik- oder Gummiunterlage legt nicht die ganze Schleimhaut entfernt. Diese bleibt so nämlich erhalten und landet nicht in dem Stoff vom z.B. Handtuch. Trotzdem gerne die Folie mit ein wenig Wasser benetzen und den Fisch natürlich auch feucht halten.
Nun also den evtl. auffälligen Koi fangen und erst mal in die mit Teichwasser gefüllte Wanne setzen. Nicht zu viel Wasser in die Wanne füllen. In solchen Situationen kann ein Koi schon mal versuchen aus der Wanne zu springen. Deswegen nur so viel Wasser einfüllen, dass die Kiemendeckel gerade so bedeckt sind. Der Rücken darf ruhig aus dem Wasser gucken. So kann er nicht so einfach Schwung holen um zu springen. Auf jeden Fall auch genau darauf achten wie viel Wasser in das Hälterungsbecken gefüllt wird! Dies ist entscheidend für die eventuelle Betäubung des Koi, da das Betäubungsmittel genau dosiert werden muss.
Beim Fangen des Koi sollte man mit äußerster Ruhe vorgehen! Die Fische merken schnell wenn jemand dabei ist, der hektisch versucht sie zu jagen und geraten dann selbst in Panik, was dann mit unnötigem Stress einher geht. Es gilt immer Stress zu vermeiden. Deswegen Ruhe bewahren! Wenn dadurch die Fangaktion etwas länger dauert, dann ist das eben so! Auch hier gilt wie bei so vielen Sachen im Leben, Übung macht den Meister. Geduld ist dabei sehr wichtig und hilfreich.
Irgendwann landet der richtige Koi dann vor dem Kescher und kann an die Oberfläche geführt werden. Dabei immer darauf achten, dem Koi den Fluchtweg zu versperren. Nicht mit dem großen Kescher versuchen ihn zu fangen und aus dem Wasser zu heben, das macht man mit dem Umsetzschlauch! Bei dem großen Kescher besteht die Gefahr, dass der Koi durch Zappeln vom Kescher auf den Boden fällt und das wäre äußerst schlecht! Oder wenn er sich beispielsweise ungünstig von der Mitte zum Rand des Keschers bewegt und man den Kescher dann nicht mehr halten kann. Mit einem Umsetzschlauch kann das nicht passieren. Es gilt in jedem Fall das Verletzungsrisiko zu minimieren!
Nun ist der Koi in der Wanne und kann als erstes optisch aus der Nähe begutachtet werden. Dabei sollte man besonders auf die Haut und die Schuppen achten. Sind Rötungen oder Wunden vorhanden? Kann man evtl. schon weiße Fäden zwischen den Schuppen erahnen? Manche ausgewachsenen Hautwürmer werden durchaus ziemlich groß (gute Augen vorausgesetzt!). Und man kann natürlich sehen ob irgendwelche Verletzungen vorhanden und ob die Flossen in Ordnung sind. Als nächstes geht es dann an die Abstriche.
Hautabstriche und Kiemenabstriche von Koi nehmen
Jetzt geht’s ans Eingemachte! Wer es sich zutraut kann das selbst machen. Oder eben den Koi-Doktor des Vertrauens beauftragen. Ich kann nur diese Koi-Seminare, die bei vielen Koi-Händlern deutschlandweit angeboten werden, empfehlen! Wir haben auch eines besucht und konnten dort viele interessante Infos mitnehmen! Darüber hinaus lernt man einen Fisch mit Verletzungen zu behandeln. Und das sogar in der Praxis!
Jeder Teilnehmer sollte hier bei einem betäubten Fisch einen Haut- als auch einen Kiemenabstrich nehmen und diesen unter dem Mikroskop untersuchen. Der Händler hatte extra für diesen Tag ein paar Fische ausgesucht, die z.B. einzelne entzündete Schuppen hatten, die dann entfernt wurden, oder bei denen die Brustflossen verletzt waren. Hier wurden dann die nötigen kleinen Behandlungen durchgeführt. Bei uns war ein Koi-Doktor anwesend der das Seminar geleitet hat. Bei anderen Händlern kann natürlich auch der Händler das ganze selbst in die Hand nehmen. Vorausgesetzt er hat die nötige Erfahrung.
Um einen Hautabstrich zu nehmen, nimmt man am besten direkt einen Objektträger, und zieht diesen ca. im 45 Grad Winkel über die Schleimhaut des Koi. Dies muss so geschehen, dass der Koi zwar nicht verletzt wird, aber genügend Schleim zum Untersuchen auf dem Objektträger landet. Wir verwenden dafür diese Objektträger*(Werbung), weil sie abgerundete Ecken haben, wodurch ein geringeres Verletzungsrisiko für den Koi besteht.
Hautabstriche sollten seitlich von hinter den Kiemendeckeln bis hinten zur Schwanzflosse und zusätzlich von der Unterseite zwischen den Brustflossen bis zum After genommen werden. Wichtig ist, dass der Fisch an den Stellen wo der Abstrich genommen wird außerhalb vom Wasser ist, da die genommene Probe sonst beim Herausziehen des Objektträgers aus dem Wasser direkt abgespült werden würde. Wenn man ohne Betäubung arbeitet und sich anhand der Symptome relativ sicher ist, dass der zu untersuchende Koi einen Parasitenbefall hat, kann man auch auf den Abstrich zwischen den Brustflossen verzichten. Für diesen Abstrich sollte man den Fisch nämlich genau wie für den Kiemenabstrich besser betäuben.
Koi betäuben und Kiemenabstriche nehmen
Um einen Kiemenabstrich zu nehmen muss der Fisch wie bereits erwähnt auf jeden Fall betäubt werden. Das Verletzungsrisiko ist ansonsten sehr hoch bzw. eine Verletzung der Kiemen ist nicht auszuschließen. Wenn der Koi-Doktor das ohne Betäubungsmittel schafft, dann ist das seine Sache. Uns ist das zu gefährlich! Wenn die Kiemen zu stark verletzt werden kann der Koi daran sogar sterben (wir leben mit stark verletzter Lunge auch nicht besonders lange!). Wir benutzen dieses Betäubungsmittel*(Werbung). Bei diesem Mittel werden 2ml Betäubungsmittel auf 5l Wasser gegeben. Anschließend soll man diese Mischung für 20 Minuten einwirken lassen um die Wirksamkeit zu erhöhen.
Nun wird der Koi in das Becken mit dem Betäubungsmittel gesetzt und das Becken abgedeckt (falls der Koi doch versuchen sollte zu fliehen). Jetzt heißt es abwarten aber auf keinen Fall das Becken unbeaufsichtigt lassen! Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein Fisch im Betäubungsbad vergessen wurde weil der Nachbar kurz zum Plaudern an den Zaun kam. Vergisst man den Koi im Betäubungsbad, ist es keine Betäubung mehr sondern eine Einschläferung. Ein Koi gilt als ausreichend betäubt wenn er sich nicht mehr grade im Wasser halten kann und auf die Seite rollt. Außerdem kann man in den Augen der Koi sehen wann sie nicht mehr umher schauen. Wenn die Augen still stehen, kann man ebenfalls von ausreichender Betäubung ausgehen. Der Atemreflex bleibt dabei erhalten. Für Abstriche reicht das so eigentlich aus. Da wir die Koi nicht aufschneiden um sie zu operieren (das sollte dem richtigen Koi-Doktor vorbehalten bleiben) sollte das so ausreichen.
Man legt den betäubten Koi nun auf die ebene Ablage, geht mit einem Finger von unten unter den Kiemendeckel und klappt diesen ein Stück weit auf. Nun kann man die Kiemenlamellen sehen und zum einen die Farbe der Kiemen begutachten und wenn man gute Augen hat kleine weiße Fäden zwischen den im Optimalfall tief roten Lamellen sehen. Vorausgesetzt unser Fisch hat Kiemenwürmer. Für die meisten Leute sind Kiemenwürmer aber ohne Mikroskop nicht sichtbar. Besser lässt sich das ganze sowieso unter einem Mikroskop feststellen. Hierzu muss aber eine Probe auf den Objektträger. Dazu nimmt man sich einen Objektträger und fährt mit der schmalen Seite und ganz leichtem druck (nicht zu viel) über die Lamellen. Die Kiemen haben auch eine Schleimhaut. Wenn diese dann auf dem Objektträger ist haben wir alles richtig gemacht.
Da wir nun alles haben was wir wollten kann der Fisch wieder aufgeweckt und in den Teich entlassen werden. Das Aufwecken ist relativ simpel. Man nimmt den Koi und hält ihn einfach in den Teich. Da die Atmung ja immer noch aktiv ist, pumpt sich der Fisch das Wasser selbst durch die Kiemen. Einfach den Koi so in den Teich halten, dass der Kiemendeckel vollständig unter Wasser ist und einen Moment warten. Nach 2-3 Minuten sieht man, wie sich die Augen anfangen zu bewegen. Kurz darauf fängt der Koi automatisch das schwimmen wieder an. Allerdings erstmal nur schwach und halbherzig. Nach weiteren 2-3 Minuten ist der Koi dann langsam wieder bei Sinnen und schwimmt auch prompt los. Über diese Zeit sollte man den Koi ruhig festhalten und darauf achten das alles ok ist, nicht den Koi einfach wieder in den Teich werfen und abwarten…
Untersuchung der Abstriche unter dem Mikroskop
Da wir nun die genommen Proben an den Rändern der Objektträger haben müssen diese erst einmal in die Mitte geschoben werden. Dies geht am besten mit einem Deckgläschen. Wir nehmen also so ein Deckgläschen und ziehen damit den Schleim in die Mitte des Objektträgers und legen dann das Deckgläschen darauf. Nun drücken wir das Deckgläschen ganz leicht an, so das der Schleim an den Seiten des Deckgläschens leicht heraus quillt. Jetzt noch die Unterseite des Objektträgers trocken wischen und schon ist unsere Probe für das Mikroskop vorbereitet.
Da die Würmer, im Gegensatz zu den einzelligen Parasiten, recht „groß“ sind (0,2 – 0,5 mm in Extremfällen sogar bis zu 2 mm) werden sie meist unter den Deckgläschen zerquetscht und sie sind dann nicht mehr oder nur sehr schwer auffindbar. Suchen tun wir also nicht direkt unter dem Glas sondern in dem Bereich der zuvor unter den Deckgläschen hervor gequollen kam. Dort ist genug platz für die Würmer um sich zu bewegen.
Einzellige Parasiten (Ektoparasiten) wie Trichodia, Costia, Ichthyo, Chilodonella usw. sind vergleichsweise klein und können somit auch unter den Deckgläschen gefunden werden.
Mit welchem Mikroskop wir arbeiten und wie das Gerät funktioniert haben wir in unserem Beitrag „Ein Mikroskop für die Gesundheit der Koi“ beschrieben.
Gefundene Parasiten identifizieren
Eines noch eben vorweg, es ist fast normal Parasiten auf den Koi zu finden. Fast jeder Koi hat vereinzelt mal Parasiten auf sich sitzen. Entscheidend ist die Menge der Parasiten die im Abstrich gefunden werden. Da sicherlich die wenigsten von uns auf Anhieb wissen wie welcher Parasit genau aussieht, gibt es diverse Literatur zu diesem Thema. Geholfen haben uns hier speziell diese 2 Bücher. Der Koi Doktor*(Werbung) und Patient Koi*(Werbung).
Es ist wichtig die Parasiten richtig zu bestimmen um die richtige Behandlung einzuleiten falls nötig. Bei unserem Koi-Seminar war die Rede davon, dass wenn man in einem Abstrich mehr als 10 – 15 Würmer findet, die Fische dann behandelt werden sollten. Bei weniger kann der Fisch damit noch gut zurecht kommen und die Natur regelt das schon von selbst.
Bei einzelligen Parasiten verhält es sich ähnlich. Sind nur ein paar zu finden ist alles ok. Sollten jedoch viele zu finden sein, sollte man die entsprechende Behandlung einleiten.
Benötigtes Equipment noch einmal zusammengefasst
Links zu sämtlichem verwendeten Equipment findet ihr oben im Text.
– Ausreichend großer Kescher
– Umsetzschlauch
– Faltbecken oder Wanne
– ggf. Betäubungsmittel
– Objektträger und Deckgläschen
– Mikroskop
– Literatur
Bücher: Der Koidoktor, Patient Koi