Wasserwerte Teil 2 – Nitrit und Nitrat im Teich

Teichbau, Koi und Garten

Wasserwerte Teil 2 – Nitrit und Nitrat im Teich

In unserem Artikel „Wasserwerte Teil 1 – Ammonium und Ammoniak im Teich“ haben wir bereits kurz erwähnt, dass Nitrit (NO2) und Nitrat (NO3) beim Abbau von Ammonium und Ammoniak entstehen. In diesem Beitrag möchten wir nun genauer auf Nitrit und Nitrat eingehen und auch darüber berichten, wie sich diese beiden Stoffe auf unsere Lieblinge auswirken.

Wie entstehen Nitrit (NO2) und Nitrat (NO3)?

Im Rahmen des Abbauprozesses namens Nitrifikation entsteht aus Ammonium und Ammoniak zuerst Nitrit und anschließend Nitrat. Wie im vorherigen Artikel erwähnt geben unsere Fische durch die Kiemen und natürlich durch ihre Ausscheidungen Ammonium ab. Dieses Ammonium wird durch das Bakterium Nitrosomonas zu Nitrit umgewandelt. Anschließend kümmert sich Nitrobacter darum Nitrit zu Nitrat umzuwandeln. Dieser Vorgang nennt sich Nitrifikation. Hier noch eine schematische Darstellung dazu:

Schematische Darstellung der Nitrifikation

Wie wirkt sich Nitrit im Teich auf unsere Koi aus?

Da Nitrit während der Nitrifikation zuerst entsteht, fangen wir auch damit an. Nitrit wirkt bei Fischen als Gift. Ist die Konzentration über einen längeren Zeitraum stark erhöht, kann es zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Atmung der Fische kommen. Nitrit blockiert im Blut der Fische das Hämoglobin welches, wie bei uns Menschen auch, zum Transport von Sauerstoff dient. Übersteigt der Nitritgehalt im Blut einen bestimmten Wert kann nicht mehr genug Sauerstoff in die Zellen transportiert werden. Daraus folgt, dass die Fische zwar wie verrückt atmen aber den Sauerstoff nicht mehr aufnehmen können und ersticken!

So jetzt noch ein bisschen Chemie. Aber keine Panik! Ich versuche das so Laienhaft wie möglich zu erklären. Nitrit ist das Salz der salpetrigen Säure (nicht zu verwechseln mit Salpetersäure)! Der Unterschied zwischen Nitrit und der salpetrigen Säure ist, dass die salpetrige Säure ein Wasserstoffatom mehr als Nitrit hat. Im Wasser kommt es nun zur Dissoziation dieser salpetrigen Säure, ein Vorgang bei dem Chemische Verbindungen in mehrere Teile zerlegt werden, bei dem sie in ein Nitrit-Molekül und ein Wasserstoffion zerlegt wird. Dieser Vorgang ist pH-Wert abhängig. Das heißt, umso niedriger der pH-Wert ist, desto mehr salpetrige Säure befindet sich im Wasser. Nitrit und salpetrige Säure stehen in einem Gleichgewicht zueinander.

Nitrit ist wie wir weiter oben gelernt haben giftig, es wird von den Fischen über die Chloridzellen aufgenommen. Die salpetrige Säure dagegen wird über die Epithelzellen der Kiemen aufgenommen. Dies ist ein Vorgang, der wesentlich schneller passiert als die Aufnahme von Nitrit über die Chloridzellen. Die Fische haben also in einem Teich, mit sehr niedrigem pH-Wert, eine viel geringere Überlebenschance weil schneller mehr Nitrit in den Körper gelangt. Hat der Fisch die Säure erst mal aufgenommen wird sie im Körper wieder zu Nitrit und Wasserstoff zerlegt. Das Problem für den Fisch ist also das gleiche als wenn er einem hohen Nitrit-Wert mit passendem pH-Wert ausgesetzt ist, das Nitrit blockiert auch hier das Hämoglobin, es kann also keinen Sauerstoff mehr transportieren. Nur geht es halt bei der Aufnahme über die Epithelzellen erheblich schneller. Bei einer Vergiftung durch salpetrige Säure hilft auch das Hausmittel gegen erhöhte Nitrit-Werte, Kochsalz absolut nicht. Der gefährliche Anteil von Salpetriger Säure liegt allerdings weit unter dem von uns gewünschten pH-Wert von 7 bis 8. Bei einem pH-Wert von 6,5 sind es lediglich 0,1%. Bei einem pH-Wert von 5 sind es aber schon 2%.

Ach noch was: Wenn die Säure zerlegt wird, wird wie bereits erwähnt, ein Wasserstoffatom frei. Dieses senkt den pH-Wert und erhöht dadurch den Anteil an salpetriger Säure im Wasser. Ein Teufelskreis…
Das bedeutet also, dass wir dringend darauf achten sollten, dass unser pH-Wert nicht zu stark abfällt. Sonst bekommen unsere Fische ganz schnell ein riesen Problem mit Nitrit! Also regelmäßig Wasserwerte z.B. mit JBL pH-Test*(Werbung) messen.

Und wie ist das nun bei zu viel Nitrat im Teich?

Beim Nitrat sieht das ganze weniger kritisch aus. Nitrat wirkt im Teich wie Dünger für die Pflanzen. Hat man einen erhöhten Nitratgehalt im Wasser kann man sich über das schöne Wachstum seiner Pflanzen freuen. Und hier beginnt auch schon das Problem! Denn Algen sind schließlich auch Pflanzen. Bei erhöhten Nitratwerten wachsen also auch die Algen ganz hervorragend. Darüber hinaus ist man sich noch immer nicht ganz einig ob sich Nitrat nun auch auf die Koi auswirkt. Es wird teils behauptet, dass ein stark erhöhter Nitrat-Wert sich auf die Farben der Koi auswirkt. Die Farben sollen dadurch blasser werden oder teils komplett verschwinden. Es wird auch von Nitrat-Vergiftungen gesprochen. Auch wird berichtet, dass die Koi das Wachstum einstellen wenn zu viel Nitrat im Wasser vorhanden ist. Auf der anderen Seite wird auch behauptet, dass Nitrat gar keine Auswirkung auf Fische hat. Dieses Thema liegt wohl noch bei den Forschern auf dem Schreibtisch und wartet auf Bearbeitung.

Wie sollten die Werte von Nitrit und Nitrat im Teich sein?

Ganz klar vorne weg, die Werte von Nitrit und Nitrat sollten immer im Bereich von 0,0 mg/L liegen. Steigt der Nitrit-Wert im Wasser auf über 0,3 mg/L an, sind die Fische bereits einer Vergiftung ausgesetzt. Dies sollte so gut es geht verhindert werden. Sogenannte Nitrit-Peaks (eine kurzzeitige Spitze beim Nitrit-Wert) lassen sich allerdings bei kalt überwinterten Teichen nicht vermeiden. Läuft der Teichfilter den ganzen Winter über durch wird zumindest ein Großteil der Nitrifizierenden Bakterien, aufgrund der niedrigen Temperaturen, verschwinden oder zumindest die Arbeit einstellen. Man bekommt also auch hier einen Nitrit-Peak, wenn auch nicht ganz so schlimm. Stellt man den Filter ganz ab und reinigt ihn vor der Winterpause , werden zumindest im Filter keine Bakterien überleben. Im Teich bleiben natürlich in beiden Fällen schon ein paar zurück. In diesem Fall wird im Frühjahr der Nitrit-Peak größer sein und evtl. auch länger anhalten. Überwintert man den Teich warm, also bei mindestens 15-17 Grad Wassertemperatur, kann man eigentlich davon ausgehen, dass die meisten Bakterien am leben bleiben und man muss im Frühjahr nicht mit einem Nitrit-Peak rechnen.

Wie oben bereits erwähnt ist Nitrit über einen längeren Zeitraum lebensbedrohlich für unsere Teichfische. Sollte allerdings im Rahmen der Einlauf-Phase des Teichfilters im Frühjahr oder bei neuen Filteranlagen ein Nitrit-Peak entstehen (und er wird entstehen 😉 ), und selbst wenn das Nitrit um 1,0 mg/L oder noch mehr ansteigt, muss bei einem guten pH-Wert nicht gleich in Panik verfallen werden. Nitrit-Peaks sind in Teichen völlig normal! Hier ist dann nur dringend darauf zu achten, dass der Wert innerhalb von höchstens 3-4 Wochen wieder auf die gewünschten 0,1 – 0,0 mg/L absinkt und dabei der pH-Wert in Ordnung bleibt. Ist dies nicht der Fall muss man mit Wasserwechseln nachhelfen. Vorbeugend kann man für eine gute Belüftung des Teichs sorgen (hier ein Link zu unserem Beitrag „Teichbelüftung – Theorie und Praxis„), denn die Bakterien die für den Abbau von Nitrit und Nitrat zuständig sind brauchen für ihre Arbeit natürlich ebenfalls Energie. Diese Energie holen sich die Bakterien aus dem im Wasser gelösten Sauerstoff. Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist das zugeben von Filterstarter-Bakterien*(Werbung). Bei diesen Bakterien handelt es sich um unsere gewünschten Filterbakterien. Da sie so schon direkt in den Teich gegeben werden und nicht erst langsam entstehen müssen, nehmen sie schnell ihre Arbeit auf und oxidieren Nitrit zum ungefährlicheren Nitrat.

Wie gesagt, man ist sich nicht sicher ob es für die Fische überhaupt einen zu hohen Nitrat-Wert gibt. Die Pflanzen freuen sich auf jeden Fall über einen hohen Nitrat-Wert. Nur der Teichbesitzer ist gegen einen hohen Wert, und wenn es dabei nur um die freudig wachsenden Fadenalgen geht, die man nicht haben will. Als Grenzwert werden öfter Konzentrationen die um 30-50 mg/L liegen genannt. Aber auch Werte um die 100-200 mg/L gelten als unbedenklich.

Es gilt dennoch den Wert immer so gering wie möglich zu halten um nicht innerhalb kürzester Zeit ein Algenproblem zu bekommen. Denn diese können in der Nacht den Fischen sprichwörtlich die Luft zum Atmen nehmen und den Bakterien ihre Energiequelle. Alle Pflanzen produzieren am Tage Sauerstoff den sie an das Wasser aber zum größeren Teil an die Umgebungsluft abgeben. In der Nacht verbrauchen sie den Sauerstoff aber auch wieder. In dem relativ kleinen Ökosystem unserer Teiche kann es schon mal gefährlich werden wenn man zu viele Algen oder auch selbst eingesetzte Teichpflanzen im Teich hat. Es sollte also eine gute Ausgewogenheit eingestellt werden zwischen eingesetzten Pflanzen und dem Nitrat-Wert bzw. dem Fischbesatz. Hat man zu wenig Pflanzen im Teich wachsen die Algen, hat man zu viele Pflanzen im Teich besteht in der Nacht die Gefahr von zu wenig Sauerstoff für die Fische und Bakterien. Wir müssen also bei einem zu hohen Nitrat-Wert nach und nach mehr Pflanzen einsetzen um den Wert runter zu bekommen und aufhören mehr Pflanzen einzusetzen wenn der Nitrat-Wert bei 0 mg/L angekommen ist. Dafür müssen regelmäßig die Algen aus dem Teich entfernt werden. Sonst sind bei dem so ermitteltem Nitrat-Pflanzen-Gleichgewicht die Algen mit eingerechnet. Und das wollen wir natürlich nicht. Dabei auch im Hinterkopf behalten, dass kleine frisch eingesetzte Pflanzen auch noch wachsen und später mehr Nährstoffe brauchen werden. Bedenke, dass man dieses Sauerstoff-Problem nur bekommt wenn man den Teich nicht zusätzlich belüftet! Liegt der Nitrat-Wert bei 0 mg/L besteht eine gute Ausgewogenheit zwischen den Ausscheidungen der Fische und der Nitrataufnahme der Pflanzen.

Will man dem Nitrat-Wert kurzfristig zu Leibe rücken, um die starke Ausbreitung der Algen zu unterbinden, müssen Wasserwechsel gemacht werden. Dies wird in der Koi-Scene gerne so gemacht, da viele Koiteiche nur wenige oder sogar gar keine Pflanzen haben. Hier wird der Nitrat-Wert über Wasserwechsel reguliert. Bei häufigen Wasserwechseln muss unbedingt der Nitrat-Wert im zugeführten Wasser gemessen werden. Wenn man z.B. in dörflichen Gegenden mit umliegender Landwirtschaft wohnt und seinen Teich mit Brunnenwasser auffüllen möchte kann es sein, dass man sich ordentlich viel Nitrat in den Teich lässt. Dies passiert durch den Dünger den die Bauern auf ihren Feldern ausbringen. Aber auch im Leitungswasser kann Nitrat vorhanden sein. Hier allerdings in Konzentrationen die man vertreten kann. Also im Zweifel lieber den Wasserwechsel mit Leitungswasser machen.

Wie bemerke ich eine Nitritvergiftung bei meinen Fischen?

Wenn man weiß, dass der Nitrit-Wert in seinem Teich erhöht ist, sollte man seine Fische gut im Auge behalten. Denn wie bei vielen anderen Sachen zeigen auch hier die Fische ihre Probleme meistens von selbst an. Bei Nitrit-Werten um 1,0mg/L (über einen längeren Zeitraum) können die Fische anfangen ein lethargisches Verhalten an den Tag zu legen. Also sie verhalten sich evtl. träge, liegen am Boden, klemmen die Flossen an den Körper oder sie hängen schräg im Wasser. Auch wird unter Umständen die Schleimproduktion erhöht. Gerne werden die Symtome auch mit Sauerstoffmangel verwechselt. Es gibt hier ebenfalls eine Vielzahl an Symtomen die sowohl bei Nitritvergiftung als auch bei Sauerstoffmangel zutreffend sein können. Was wohl auch daran liegt, dass die Fische bei einer Nitritvergiftung von innen her ersticken. Die Fische Atmen stark, hervorstehende Augen, teils heftige Kiemenbewegungen oder das herumhängen an der Wasseroberfläche oder Wasserzuläufen in den Teich. Das scheuern ist auch ein Symtom welches immer wieder mal auftreten kann. Ich habe hier jetzt bewusst immer “hätte, könnte, …“ verwendet, da nicht alle Fische gleich auf eine Nitritvergiftung reagieren. Es könnte auch sein, dass die Fische einfach eines Tages tot sind ohne auch nur ein einziges Symtom angezeigt zu haben. Fische die an einer Nitritvergiftung sterben, findet man meist mit weit aufgerissenem Maul vor. Deswegen gilt auch hier: Regelmäßig Wasserwerte messen! Z. B. mit dem JBL Nitrit Test*(Werbung). Bei werten über 2mg/L über längere Zeiträume ist Nitrit auf jeden Fall tödlich.

Was kann ich im Notfall bei zu hohen Nitrit-Werten tun um meinen Fischen zu helfen?

Zuerst einmal sollte man wenn man erhöhte Werte bemerkt, aufhören die Fische zu füttern. Dadurch geben sie schon mal weniger Ammonium an das Wasser ab, welches zu Nitrit umgewandelt werden würde.

Als erste Wahl sollte, meiner Meinung nach, immer der Wasserwechsel in Betracht gezogen werden. Wenn die Werte wirklich extrem sind dann ca. 50% des Wasservolumens. Dabei muss man bedenken, dass der Nitrit-Wert dadurch natürlich auch nur um die Hälfte gesenkt werden kann! Nach einem weiteren Wasserwechsel hat man dann nur noch ein Viertel der Giftstoffe im Wasser. Und so geht es immer weiter, bis die Werte wieder in Ordnung sind. Diese Wasserwechsel holen die Giftstoffe aus dem Wasser und die Fische sollten sich schnell wohler fühlen. Am nächsten Tag dann wieder Messen und entsprechend handeln.

Es gibt auch Pulverförmige Mineralien-Mischungen, wie z. B. KoiPon Mineral*(Werbung), die Giftstoffe wie Nitrit binden und diese sich so relativ einfach ausgefiltert werden können. Diese Mineralien-Mischungen werden mit Wasser angesetzt und dann in den Teich gegeben. Das Wasser wird dann, aufgrund des Pulvers, trüb. Diese Trübung wird anschließend über den Teichfilter ausgefiltert. Ein Weiterer Vorteil dabei ist, dass diese Mineralien-Mischungen auch andere kleinste Teilchen binden. Das Wasser wird nach der Behandlung deutlich klarer sein als zuvor.

Eine weitere Möglichkeit sich spontan etwas Zeit zu verschaffen, ist Salz*(Werbung). Salz nimmt dem Nitrit die Giftigkeit. Und so können die Fische auch bei hohen Werten in dem Wasser bleiben ohne zu ersticken. Vorausgesetzt der pH-Wert ist in Ordnung (siehe oben). Dabei zu bedenken ist, dass Salz das Nitrit aus dem Wasser nicht entfernen kann. Es kann uns lediglich etwas Zeit verschaffen um dem Grund für die hohen Nitrit-Werte auf die Spur zu kommen und diesen zu beseitigen und/oder Wasserwechsel durchzuführen. Das Problem bei Salz ist, dass es nicht von selbst wieder aus dem Teich verschwindet. Man muss anschließend also genau so Wasserwechsel machen um das Salz wieder zu entfernen.

Also meine Meinung dazu wäre, dass ich im Fall der Fälle immer Wasserwechsel bevorzugen würde. Wenn ich allerdings keine Möglichkeit habe mal eben schnell (in unserem Fall bei 50% ca. 32500 Liter) Wasser zu wechseln. Würde ich auf Salz zurückgreifen und dann die Wasserwechsel nach und nach machen. Das KoiPon Mineral*(Werbung) kann man auch einfach so zwischendurch mal verwenden um das Wasser klarer zu bekommen.

Wie messe ich die Konzentrationen von Nitrit und Nitrat in meinem Teich?

Eine einfache und schnelle Methode sind z.B. die Teststreifen vom JBL ProScan Test*(Werbung). Dieser Test eignet sich bestens dazu um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Wir mussten aber feststellen, dass diese Tests recht anfällig dafür sind wenn bei den verschiedenen Scanvorgängen unterschiedliche Lichtverhältnisse herrschen. Deswegen machen wir es in der Regel so, dass wir regelmäßig, ungefähr zur selben Uhrzeit, mit dem Streifentest messen und darauf achten, dass der Lichteinfall auf die Karte immer zumindest ungefähr der selbe ist bzw. wir den Test im Schatten durchführen. Sollte hier nun ein Wert unplausibel sein und wir bemerkten Veränderungen bei den Ergebnissen, so messen wir nochmal mit dem JBL TestLab Koi*(Werbung) nach.

Unser Testkoffer

Diese Tropfentests sind sehr genau und lassen sich auch bei verschiedenen Lichtverhältnissen durchführen und vernünftig auswerten. Wer sich nicht gleich den ganzen Koffer kaufen möchte kann z.B. die JBL Nitrit Test*(Werbung) und JBL Nitrat Test*(Werbung) einzeln kaufen. Dies gilt natürlich nicht nur für diese beiden, sondern ebenso für viele weitere Parameter (JBL Ammonium Test*(Werbung), JBL pH Test*(Werbung), JBL KH Test*(Werbung) ,JBL GH Test*(Werbung)). Nachteil an den Tropfentests ist halt, dass man einen Moment Zeit braucht um die selbe Anzahl an Ergebnissen zu bekommen wie beim ProScan Test. Aber mal ehrlich, kommt es da noch drauf an? Bei der Zeit die wir in unsere Teiche stecken? Ich denke nicht! Hier ein Bild von der Nitritmessung während des Nitrit-Peaks in der Einlaufphase unseres Teichs:

Nitrit Messung in der Einlaufphase unseres Teichs

Und hier die zum gleichen Zeitpunkt durchgeführte Nitratmessung:

Nitrat Messung in der EInlaufphase unseres Teichs

Wie man hier sehen kann, lassen sie sich durch das Referenzröhrchen auch bei nahezu jedem Lichteinfall zuverlässig und eindeutig auswerten.

Denitrifikation, kann es das im Teich geben?

Die Antwort lautet, ja! Ich versuche das jetzt mal ganz einfach für Dummies wie uns zu erklären. Wenn man in seinem Teich anaerobe Zonen (Bereiche in denen es keinen oder nur sehr wenig Sauerstoff gibt) hat, z.B. ein Substrat wie Sand oder Kies als Bodengrund, kann es darin zur sogenannten Denitrifikation kommen. Dies ist ein Vorgang bei dem bestimmte heterotrophe und autotrophe Bakterien (Denitrifizierer) Nitrat verstoffwechseln. Diesen Vorgang nennt man auch Nitrat-Atmung. Atmung deswegen weil es in anaeroben Zonen keinen Sauerstoff gibt den unsere normalen Filterbakterien bei ihrer Arbeit als Energie verwenden. Diese speziellen Bakterien verwenden also Nitrat als Grundlage ihrer Arbeit. Für uns Teichbesitzer hat die Denitrifikation sowohl Vor- als auch Nachteile.

Vorteile sind auf jeden Fall, dass Nitrat abgebaut wird. Das ist ja erst mal was tolles! Wenn es denn nicht zu Nitrit werden würde! Wie wir oben bereits gelernt haben ist Nitrit nicht gut für unsere Fische. Allerdings geht dieser Vorgang noch weiter, was wieder gut ist. Denn verschiedene Bakterien kümmern sich darum, dass aus dem Nitrit dann Stickstoffmonoxid wird und dieses wird danach durch weitere Bakterien zu Distickstoffmonoxid. Am Ende dieses Vorgangs wird Distickstoffmonoxid zu molekularem Stickstoff. Und dieser Stickstoff in der molekularen Form (also als Gas) kann nicht von Pflanzen (als Dünger) oder Tieren aufgenommen werden und wird einfach über die Wasseroberfläche in die Atmosphäre abgegeben. Man sieht also manchmal aus dem Bodengrund einfach kleine Blasen aufsteigen. Damit tun wir auch dem Klima nicht weh denn aus Stickstoff besteht unsere Atmosphäre sowieso schon zum größten Teil (~70%). Bei jedem dieser Schritte entsteht durch den Abbau der einzelnen Stoffe auch eine geringe Menge Wasser. Ich denke allerdings, dass wir wohl kaum einen Pegelanstieg im Teich bemerken werden. 😉

Anammox!

Was sich hier anhört wie ein Zauberspruch aus einer bekannten Buchverfilmung, ist gefühlt tatsächlich ein bisschen Zauberei. Anammox ist das Kurzwort für anaerobe Ammoniak Oxidation. Dies ist ein biologischer Oxidationsvorgang bei dem ich im Moment noch nicht sagen kann ob er in unseren Teichen eine Rolle spielt. Gefunden habe ich dazu nämlich leider noch nichts! Es wäre nämlich eventuell sehr wünschenswert wenn es diese Anamoxidation in unseren Teichen gäbe!
Voraussetzung dafür ist erst einmal ein anaerober Bereich im Teich. Wie bei der Denitrifikation z.B. Sand oder Kies als Bodengrund. Als zweites brauchten wir 2 Stoffe im Wasser die wir eigentlich nicht haben wollen, nämlich Ammonium und Nitrit! In den anaeroben Zonen sorgt dann das Bakterium Candidatus (Brocadia anammoxidans) dafür, dass Ammonium mit Nitrit zu molekularem Stickstoff umgewandelt wird. Das wäre z.B. während der Einlauf-Phase unserer Filter doch überaus wünschenswert! Gleich 2 Stoffe, die beide die Fähigkeit haben unsere Fische zu schädigen, mit nur einem Bakterien-Stamm zu einem Stoff zu verarbeiten der unsere Fische nicht schädigen kann!

Aber wie bereits erwähnt, ich konnte bisher nichts dazu finden ob dieser Vorgang in unseren Teichen vor kommt oder nicht. Und ob es evtl. schädliche Nebenprodukte gibt die bei der Verstoffwechselung mit entstehen. Dazu ist wohl auch die Entdeckung von Brocadia anammoxidans (ca. 1980) noch nicht lange genug her, so dass es keine ausreichende Forschung dazu gegeben hat. Erste Untersuchungen fanden 2006 in Kläranlagen statt.

Einen Nachteil für uns Teichbesitzer konnte ich schon finden, denn das Bakterium ist purpurrot! Sieht bestimmt verrückt aus so ein Teich mit purpurrotem Grund. 😉

UPDATE: Ich habe nun herausgefunden, dass beim Vorgang der Anamoxidation ein Stoff Namens Hydrazin freigesetzt wird. Und dieser ist leider sehr giftig für alle Organismen! Schade eigentlich! Hätte ja was tolles für unsere Teiche sein können…

Fazit

Wir haben nun also gelernt was sowohl Nitrit als auch Nitrat in unseren Teichen bewirken. Und wir haben erläutert wie wir diese beiden Werte genau bestimmen können. Es gibt auch bestimmt noch andere Prozesse in denen Nitrit und Nitrat eine Rolle spielen. Aber ich glaube die wichtigsten Punkte für unsere Teiche habe ich erläutert.

Im nächsten Beitrag unserer Reihe zu den Wasser-Werten werden wir uns mit der Karbonathärte (KH) und der Gesamthärte (GH) beschäftigen. Auch hier gibt es wieder viele interessante Sachen zu lernen, z.B. was CO² damit zu tun hat. Seid gespannt!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert